Unsere Erfahrung im ersten Kita-Jahr
Viele Asperger Autisten sind im Kindergarten noch gar nicht diagnostiziert. Oft auch in der Grundschule noch nicht. Und so fallen sie irgendwie auf und doch irgendwie nicht. Bei uns war das so!
Wie ich das meine? Ich erzähl Dir heute unsere Kindergarten-Geschichte!
Unser Sohn kam mit viereinhalb in den Kindergarten. Das hatte verschiedene Gründe. Zum einen hatten wir den Eindruck, er sei einfach noch nicht so weit. Zum anderen war ich damals zu Hause und in München gab es für drei Jährige nur dann einen Platz, wenn die Mutter entweder berufstätig war oder es einen besonderen Härtefall gab. Beides traf auf uns nicht zu!
Als er also „endlich“ in den Kindergarten gehen durfte – aus seiner Sicht muss man wohl sagen „musste“ – war die Eingewöhnung sehr schnell erledigt. Er setzte sich in eine Ecke und schaute Bücher an. Spielen war nicht so sein Ding und schon gar nicht mit anderen, doch das war etwas, dass sich erst in den nächsten Wochen rauskristallisieren sollte.
Wie gesagt, die Eingewöhnung ging schnell und unproblematisch! Die Erzieherinnen waren begeistert – ein so angenehm ruhiges Kind! Offensichtlich ein guter Ausgleich zu so manchem anderen Kind. Wie schön für uns!
Blieb es so?
Ein paar Wochen später bat mich die Gruppenleitung zum Gespräch. Es sei merkwürdig, dass er ab Beginn der offenen Brotzeit am Tisch säße und den erst wieder verließe, wenn die Pausenzeit zu Ende sei. Meist würde er gar nicht viel essen. Er sitzt und schaut den anderen zu. Mal ganz ehrlich, was sollten wir da tun? Ich sah für mich gar keine Handlungsoption, außer mit der Erzieherin gemeinsam zu überlegen, was eine sinnvolle Maßnahme sein konnte.
Grundsätzlich kannte ich dieses „Essensthema“ – davon mehr in einem anderen Artikel! Wie ich diesem Thema zu Hause begegnet bin ist das eine, wie aber konnte man das in einem Kindergarten umsetzen? Ich war ratlos!
Mein Mann und ich überlegten auch zu Hause, doch so eine richtig gute Lösung wollte uns nicht einfallen, denn wir verstanden den Grund dahinter nicht. Wir erlaubten also den Erzieherinnen, dass sie ihm ein Zeitlimit setzten und danach müsse er seine Brotzeittasche zusammenpacken und zum Spielen gehen. Netter Gedanke! Wir hatten nicht damit gerechnet, dass sich unser Sohn widersetzen würde und das auf eine ganz subtile Art. Er sagte, er hätte noch Hunger und wolle gerne aufessen. Und schwuppiwupp war er durchs Netz gerutscht. Natürlich wollten sich die beiden netten Erzieherinnen nicht nachsagen lassen, dass in ihrer Gruppe die Kinder hungern mussten. Und so kam er für die nächsten Wochen wieder damit durch.
Und wie ging es weiter?
Bis, ja bis er wieder auffiel! Es fiel auf, dass er nicht spielte, nicht alleine und nicht mit anderen. Es fiel auf, dass er nicht bastelte, nur unter detaillierter Anleitung. Malen wollte er auch nicht. Zum „lesen“ konnte man ihn immer bewegen. Nur leider waren die Bücher in seiner Gruppe bald „ausgelesen“ und somit langweilig.
Mein Resümee
Heute glaube ich, er ist in diesem Kindergarten gut durchgerutscht. Dadurch, dass er weder laut noch aggressiv war, hat man ihm viel durchgehen lassen. Ob das gut war? Wahrscheinlich nicht! Doch uns allen fehlte die Erfahrung und vor allem eine Diagnose mit der man das Verhalten hätte einsortieren und bewerten können und so war es fast unmöglich angemessene Maßnahmen zu überlegen.
Im Jahr drauf wechselte er den Kindergarten. Wie dort damit umgegangen worden ist, erzähle ich beim nächsten Mal!
Ich möchte Dir Mut machen! Dein Kind ist genau richtig! Es ist und bleibt die Aufgabe der Erwachsenen sich Gedanken zu machen und Lösungen zu finden. Du als Mutter oder Vater musst nicht alles wissen oder für alles eine Lösung parat haben! Doch du kannst die Erzieher*innen unterstützen, mit ihnen ins Gespräch gehen und gemeinsam Lösungen erarbeiten.
Viel Erfolg dabei!
Schreib mir gerne, unter bz@brittazytariuk.de, deine Erfahrungen zum Thema Kindergarten.
Herzlichst,
Deine