Streit mit dem Partner um die „richtige“ Schule

Vor kurzen fragte mich eine Klientin, was ich denke, welche Schule für ihren autistischen Sohn die Richtige sei. Hintergrund war, dass sie eine ganz andere Vorstellung von „der richtigen Schule“ für ihren Sohn hat, als ihr Partner. 

Die Schule kann hier als Stellvertreter für viele Themen stehen. Kennst du das, du hast eine konkrete Vorstellung, in welche Schule dein autistisches Kind kommen soll. Du hast dich informiert und Gedanken gemacht und alles geprüft. Nun bist du zu dem Entschluss gekommen, diese bestimmte Schule ist genau das Richtige für dein Kind. Hier wird es sich entfalten und lernen können.

Natürlich willst du deine Erkenntnis mit deinem Partner, deiner Partnerin teilen. Doch auch dein Partner / deine Partnerin hat sich in der Zwischenzeit Gedanken gemacht und kam zu einem ganz anderen Schluss. Nach deren Ansicht muss es eine ganz andere Schule sein und genau die, die du aus voller Überzeugung ablehnst!

Warum ist das so?

Lass uns gemeinsam einen Schritt zurückgehen und analysieren, was passiert ist!

Ich möchte dir als erstes die Idee mitgeben, dass auch dein Partner, deine Partnerin das beste für euer Kind möchte. Es wird viel einfacher, wenn wir von dem Punkt kommen, ihr beide wollt die beste Möglichkeit für euer Kind, damit es gut in sein Leben starten kann.

Doch wie kann es zu so unterschiedlichen Bewertungen kommen?

Das ist eure Aufgabe, das herauszufinden! Ja, ich weiß, so einfach willst du mich nicht davon kommen lassen 😅, musst du auch nicht!

Doch genau da liegt der erste Ansatz! Ihr kommt aus unterschiedlichen Realitäten, habt unterschiedliche Erlebnisse und Erkenntnisse in eurer Kindheit und Jugend gemacht und die prägen euch bis heute.

Verabredetet euch zu einen Gespräch über euer Streitthema                         .

Schafft eine friedliche Atmosphäre. Ihr wollt eine Lösung finden und dabei geht es nicht (!) um Recht haben oder Recht behalten!

Erzählt euch, einer nach dem anderen, wie bist du genau zu dieser Überzeugung gekommen, dass gerade das die richtige Schule ist. Wichtig ist, dass jeder die Möglichkeit bekommt, alles zu erzählen und zwar am Stück! Es kann hilfreich sein, dass du ein Notizblock hast, um dir Fragen oder wichtige Punkte aufzuschreiben, die du nicht vergessen möchtest. Während der eine erzählt, darf der andere nur Verständnisfragen stellen. Also sowas wie: „Wie genau meinst du das?“ oder „Ich verstehe nicht, wie das eine mit dem anderen zusammen hängt. Kannst du mir das bitte erklären?“ Ansonsten bist du still und hörst aufmerksam zu. Ist der erste fertig, kommt der andere dran. Bitte keine Bewertung des gehörten! Erst erzählen, wie die zweite Überzeugung zustande kam, mit den gleichen Spielregeln.

Wenn nun beide Überzeugungen ausführlich erläutert wurden, führt euch noch einmal ins Gedächtnis: Ihr beide wollt das beste für euer Kind!

Nun geht es um das finden einer Lösung!

Manchmal genügt es, alle Fakten des anderen zu kennen, um zu verstehen, dass die Überzeugung des anderen gar nicht so verkehrt ist. Im besten Fall kommt ihr beide zu der Erkenntnis. Dann seit ihr an dem Punkt, dass ihr den anderen versteht.

Und verstehe mich bitte richtig, nur weil du deinen Partner verstanden hast, muss das nicht heißen, dass du das gehörte gut finden musst. Doch du weißt nun, woher kommt diese Meinung, die dein Partner so vehement vertritt.

Doch manchmal kann das Verstehen auch dazu führen, dass du die Entscheidung des anderen gerne mittragen möchtest und von deiner Meinung abrückst. Das schöne daran ist, es ist nicht übergestülpt und du wirst es nie deinem Partner vorhalten.

Was ist aber, wenn ihr immer noch der Meinung seit, die Überzeugung des Anderen passt nicht gut zu eurem Kind?

Zum Thema Schule möchte ich dir zwei Möglichkeiten anbieten:

  1. Sammelt alle Informationen! 

Wahrscheinlich seit ihr schon in den beiden Schulen gewesen und habt Informationen gesammelt. Dann könnt ihr jetzt eine Pro- und Kontra-Liste erstellen. Was ist an der einen und anderen Schule gut für euer Kind, was eher nicht? Sprecht darüber, warum du das so, dein Partner vielleicht anders bewertet. Auch hier erfahrt ihr noch einmal eine Menge über den anderen.

  1. Fragt euer Kind

Mit großer Wahrscheinlichkeit war euer Kind mit dabei, als ihr die Schulen besucht und euch informiert habt. Wie hat euer Kind die jeweilige Schule erlebt? Wo fühlte es sich willkommen? Wo geht der vielleicht einzige Freund hin? (Ein Punkt, der nicht zu unterschätzen ist, denn Autisten fällt es viel schwerer Freundschaften zu knüpfen.)

Die Antworten eures Kindes nehmt mit ihn euren Entscheidungsprozess! 

Die letzte Frage, die es zu beantworten gilt ist, ist die Schule personell in der Lage ein autistisches Kind zu betreuen? 

Mein Sohn war damals „Versuchskaninchen“. Die Schule hatte noch nie ein autistisches Kind, war aber offen und neugierig und bereit im ständigen Gespräch zu bleiben. Das war viel Arbeit für mich, doch es hat im Großen und Ganzen gut geklappt! 

Wenn du nicht weiter kommst, melde dich gerne!

Ansonsten wünsche ich dir eine liebevolle Offenheit, um gute Entscheidungen treffen zu können!  Herzlichst, deine

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