Selbsthilfegruppe

Vor kurzem fragte mich eine Mutter, ob sie zu einer Selbsthilfegruppe für Eltern von autistischen Kindern gehen soll. Das Autismus-Zentrum hatte ihr das vorgeschlagen und sie war sich nun nicht sicher, ob es etwas für sie sei!

Ich glaube, die Frage kann man nicht so einfach mit ja oder nein beantworten! Die Frage ist doch viel mehr:

  • Was erwartest Du von einer solchen Selbsthilfegruppe?
  • Welche Fragen und Bedürfnisse hast Du?
  • Und könnte eine Selbsthilfegruppe diese Fragen beantworten und Deine Bedürfnisse erfüllen?

Ich möchte Dich ermutigen diese Fragen erst einmal für Dich zu erforschen und dann ins Gespräch mit dem Gruppenleiter gehen. Und wenn Du immer noch nicht sicher bist – was hast Du zu verlieren, wenn Du es einfach ausprobiert?

Bekomme ein Gefühl für die Menschen dort und deren Herausforderungen mit ihren Kindern. Dann wirst Du Deine Antwort auf die Frage: Selbsthilfegruppe – ja oder nein? finden.

Ich möchte Dir erzählen wie es mir damals ging, als ich die Möglichkeit hatte, eine solche Gruppe zu besuchen. Die Fragen oben hatte ich mir gar nicht erst gestellt! Ich bin ein neugieriger Mensch und gehe mehr nach meinem Gefühl. Deshalb bin ich, ohne lange nachzudenken, hingefahren.

Die Frage, die der Gruppenleiter an diesem Tag stellte war „Was ist Ihr größtes Problem mit Ihrem Kind?“. Oh, die Antwort war für mich leicht! Die Schule! Die Schule mit all ihren Forderungen, die mit meinem autistischen Sohn kaum zu erfüllen waren, das war mein größtes Problem! Leider war das die „falsche“ Antwort.

Du lachst jetzt vielleicht, denn das war etwas, was der Gruppenleiter noch nie gehört hatte! Warum die Schule? Also erzählte ich, was mich an den schulischen Forderungen so alles nervte. Ich sollte dafür sorgen, dass mein Sohn all die Einträge nachschrieb, die er in der Schule nicht mitgeschrieben hatte und dann natürlich noch die täglichen Hausaufgaben. Ich sollte ihm beibringen, wie er sich in der Schule besser organisiert, denn sonst sei er nicht beschulbar… Das und noch viel mehr, fiel mir in dem Moment ein.

Die Antwort des Gruppenleiters: „Alles schön und gut, aber das hat doch nichts mit Ihnen, Frau Zytariuk, zu tun!“ Äh doch! Natürlich hatte das was mit mir zu tun! Ich sollte das alles am Nachmittag erledigen, statt mich mit erfreulichen Dingen mit meinem Sohn zu beschäftigen. Ich fühlte mich als Hilfslehrer und das auch noch unbezahlt! Und schon wieder die „falsche“Antwort. Er wollte von MEINEN Problemen wissen, die ich mit MEINEM Sohn hätte. Na das habe ich doch gerade erzählt!

Ist Dir was aufgefallen? Der Gruppenleiter und ich redeten hoffnungslos aneinander vorbei! Er wollte wissen, was mich beschäftigt. Doch mich persönlich hat der Autismus meines Sohnes nie wirklich negativ beeinflusst. Es waren für mich die Dinge, die von außen auf mich zukamen und die mir zu schaffen machten.

Als ich mir die Geschichten der anderen Mütter anhörte wurde mir das klarer. Und mir wurde klar, diese Gruppe ist nichts für mich und ich bin überhaupt nicht gut für diese Gruppe. Nach zwei Mal trennten sich unsere Wege. Doch das ist meine Erfahrung und das muss nicht Deine sein! Ich bin sicher, ich bin damals in der „falschen“ Gruppe gelandet. Hätte es andere Gruppen, mit anderen Schwerpunkten gegeben, hätte ich gerne einen zweiten Versuch gewagt. Ich glaube schon, dass mir das gut getan hätte!

Vielleicht brauchst Du Menschen um Dich herum, die ein ähnliches „Schicksal“ teilen. Vielleicht brauchst Du Menschen, bei denen Du nicht erst einmal das Wort Autismus erklären musst und von denen Du Dich verstanden fühlst. Wenn das so ist, probiere eine Selbsthilfegruppe unbedingt aus! (oder auch mehrere 😉) Sie könnte eine große Bereicherung für Dich und für Deine Familie, sein.

Ich wünsche Dir positive Erfahrungen, gute Gespräche und Menschen, die Dich inspirieren!

Herzlichst,

Deine

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