Hast du geschmunzelt, als du die Überschrift gelesen hast? Würde mir auch so gehen, wenn ich es nicht erlebt hätte!
Stell dir folgende Situation vor:
Dein autistischer Sohn geht auf die Regelschule und wird von einem Schulbegleiter unterstützt. Du hast den Eindruck, alles läuft gut. Die beiden verstehen sich. Der Schulbegleiter scheint, aus deinem Blickwinkel, gut mit den Lehrern zurecht zu kommen. Zumindest hast du noch nichts gegenteiliges gehört. Eines Tages kommt dein Sohn völlig aufgelöst von der Schule.
Was war passiert?
Mein Sohn sollte an dem Tag in Englisch eine Klassenarbeit schreiben. Seine Lehrerin beschloss kurzer Hand den Schulbegleiter vor die Tür zu setzen.
Ich war aus zwei Gründen fassungslos:
- Wie konnte sie eigenmächtig, ohne Absprache, so eine Entscheidung treffen?
- Wieso hat der Schulbegleiter sich nicht gewährt? Auch er kannte seinen Auftrag?
Für meinen Sohn war die Tatsache, dass sein Begleiter nicht an seiner Seite saß so dramatisch, dass er nicht einmal den Namen auf das Blatt schrieb. Was das für eine Note gab, kannst du dir sicherlich vorstellen.
Und was hab ich getan?
Als erstes rief ich den Schulhelfer an. Er erzählte, sie seien von der Pause in den Klassensaal gekommen, in dem gleich die Arbeit in Englisch geschrieben werden sollte. Die Lehrerin fing ihn schon an der Tür ab, mit den Worten, ob sie ihn kurz sprechen könne. Natürlich, wenn es kurz vor der Arbeit noch etwas wichtiges zu kläre gab! Da erklärte sie kurz und knapp, sein Schützling bräuchte ihn für die Arbeit nicht und er möge doch bitte vor der Tür bleiben. Er war so irritiert, dass er nicht widersprochen hatte. So stand er für der Tür und mein Sohn saß im Klassenzimmer, völlig verwirrt, warum er gerade jetzt von seinem Begleiter, ohne ein Wort, im Stich gelassen wurde.
Am nächsten Tag ging ich in die Schule, um mit der Englischlehrerin zu sprechen. Sie erklärte mir, für die Klassenarbeit bräuchte mein Sohn ja keine Hilfe. Außerdem wäre es ja unfair den anderen Kindern gegenüber, denn der Schulbegleiter könne ihm ja schließlich vorsagen! Vorsagen??? Ich traute meinen Ohren nicht! Wie kam sie auf die Idee, der Schulhelfer würde meinem Kind aktiv die richtigen Lösungen einsagen? Für die Lehrerin war das ganz klar. Für mich war nun klar, ich muss das Gespräch mit den Direktor suchen. Offensichtlich lag ein so großes Misstrauen dem Schulbegleiter gegenüber vor. Das brauchte Klärung.
Tage später saß ich beim Direktor und erklärte die Situation. Er hatte bereits davon gehört und versuchte erst das Verhalten der Lehrkraft zu rechtfertigen. Ich verstand schon seine Situation. Doch wenn wir es jeder Lehrkraft überlassen, ihre eigenen Regeln mit einem Schulbegleiter zu machen, wie soll sich dann mein Sohn noch irgendwie zurecht finden? Das verstand auch der Direktor!
Es vergingen Tage und es gab ein weiteres Gespräch. Diesmal mit dem Direktor, der Lehrkraft, dem Schulbegleiter und mir. Hier wurde noch einmal ganz klar die Aufgaben unseres Schulbegleiters erörtert. Selbstverständlich sagt ein Schulbegleiter nicht ein! Was er aber machen soll ist, mein Kind beim Schreiben unterstützen.
Das kam nie wieder vor! Und das ist gut so gewesen! Doch ich möchte dir auch nicht verheimlichen, dass die Lehrkraft weiterhin misstrauisch war und die beiden keine Freunde wurden. Gut, das war auch nicht nötig! Auch wenn die Situation bis zum Schuljahresende nicht schön war.
Und was will ich dir damit sagen?
Schau genau hin! Wir hatten nur eine Lehrerin, die sich nicht über den Begleiter freuen konnte und in ihm eher eine Gefahr gesehen hat. Passieren kann das leider immer wieder! Ich glaube, unsere Lehrer sind zu wenig geschult, um gut mit so außergewöhnlichen Situationen, wie ein autistisches Kind in einer Regelschule, umzugehen.
Es braucht auf Elternseite ein wenig Toleranz und Verständnis, aber auch Klarheit und Durchsetzungsvermögen, um für sein Kind immer wieder einzustehen.
Ich wünsche dir starke Nerven und viel Erfolg! Und solltest du doch mal Unterstützung brauchen, melde dich gerne!
Herzlichst, deine