Autismus und Kita: Wie Inklusion zur Bereicherung für alle werden kann – Teil 2

Im ersten Teil hast du schon über Verständnis, Struktur und Kommunikation als Schlüssel für eine gelingende Inklusion gelesen. Es gibt noch weitere Punkte, die dazu beitragen, dass Inklusion zum Erfolg wird.

Rückzugsorte für Ruhepausen schaffen

Eine Kita ist laut, bunt und lebendig. Das kann für ein autistisches Kind, das besonders empfindlich auf Reize reagiert, schnell überwältigend werden. Hier ist es wichtig, Rückzugsräume zu schaffen, in denen das Kind zur Ruhe kommen kann, wenn es zu viel wird. Das kann ein kleiner Raum oder eine ruhige Ecke sein, in der das Kind sich mit einem Buch oder einem Lieblingsspielzeug beruhigen kann.

Diese Rückzugsräume sollten klar als solche kommuniziert werden und dem Kind jederzeit zugänglich sein. Auch hier können Bildkarten oder einfache Regeln helfen, dass das Kind versteht, wann es sich dorthin zurückziehen darf und wie es den Raum nutzen kann, um sich zu erholen.

Das Gespräch zwischen Eltern und dem Erzieherteam ist hier besonders wichtig. Die Eltern sind Experten für ihr Kind und können viele nützliche Ideen von zu Hause liefern. Einige autistische Kinder verhalten sich in der Kita ganz anders, als zu Hause. Wie genau, dass können die zuständigen Erzieher und Erzieherinnen berichten und sollten mit den Eltern in den Austausch gehen. Gemeinsam findet ihr gute Lösungen für das spezielle Kind.

Soziale Interaktionen fördern – mit Geduld

Ein häufiges Missverständnis ist, dass autistische Kinder grundsätzlich keine sozialen Kontakte wünschen. Viele von ihnen möchten durchaus Teil der Gruppe sein, haben aber Schwierigkeiten, die ungeschriebenen Regeln des Miteinanders zu verstehen. Hier können Erzieherinnen gezielt helfen, indem sie soziale Interaktionen anleiten und das Kind sanft in die Gruppe einbinden.

Es kann helfen, kleinere Gruppen zu bilden oder das Kind in Zweierteams spielen zu lassen, um die Interaktion überschaubar zu gestalten. Es erfordert Geduld und Feingefühl, aber mit der Zeit wird das Kind lernen, wie es sich in sozialen Situationen wohler fühlt.

Hilfreich kann das Buch „Geschichten für Kinder über Autismus„, von Inez Maus sein. Es kann in der Kita helfen, den anderen Kindern das Thema Autismus näher zu bringen, ohne zu stigmatisieren.

Eltern und Erzieherinnen als Team

Die Inklusion eines autistischen Kindes ist eine Teamarbeit. Eltern und Erzieherinnen sollten regelmäßig im Austausch bleiben, um das Kind bestmöglich zu unterstützen. Ob ihr regelmäßig euch kurz in der Kita zusammensetzt, telefoniert oder über einen der Messanger euch austauscht ist sicherlich Geschmacksache. Wichtig ist, dass ein regelmäßiger Austausch auf Augenhöhe stattfindet. Schließlich haben alle Erwachsenen das selbe Anliegen: Alle wollen das autistische Kind bestmöglich unterstützen!

Manchmal kann es hilfreich sein, externe Unterstützung wie Therapeuten hinzuzuziehen, die das Kind auch außerhalb der Kita begleiten und wertvolle Tipps für den Kita-Alltag geben können. Möglich ist auch eine Begleitung, die dafür sorgt, dass das Kind in stressigen Situationen aus der „Gefahrenzone“ kommt und nicht alleine ist, wenn es sich beruhigen soll. Das kann für eine Kita eine wertvolle Unterstützung sein.

Es ist wichtig, dass alle Beteiligten erkennen: Inklusion ist kein „fertiges“ Konzept, sondern ein fortlaufender Prozess. Jeder Fortschritt, mag er auch noch so klein erscheinen, ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Fazit: Inklusion bereichert alle

Die Inklusion eines autistischen Kindes in der Kita kann Herausforderungen mit sich bringen, doch sie bietet auch die Möglichkeit, eine inklusive Gemeinschaft zu schaffen, in der Vielfalt wertgeschätzt wird. Mit Verständnis, Geduld und der Bereitschaft zur Anpassung können Erzieherinnen und Eltern dafür sorgen, dass sich das Kind wohlfühlt und gut in den Kita-Alltag integriert.

Am Ende profitieren nicht nur das autistische Kind, sondern auch die gesamte Gruppe von der Erfahrung, dass jeder Mensch anders ist – und dass genau das unsere Welt so wertvoll macht.

Herzlichst, deine

 

PS. Wenn du magst, schreib mir doch deine Erfahrungen! Ich freue mich deinen Bericht über gelungene oder auch weniger gelungene Inklusion zu lesen. Gerne antworte ich dir mit ein paar Ideen.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen