Kennst du das von deinen Kind auch?
So fühlte es sich bei uns an, als unser Sohn noch klein war. Kaum saß er mit am Tisch und konnte weitgehend selbst Essen wurde es schwierig. Er brauchte ewig, bis er eine Mahlzeit zu sich genommen hatte. Mit ewig meine ich, es konnte locker zwei Stunden dauern, bis er sein Frühstück oder die anderen beiden Mahlzeiten gegessen hatte. Als er ungefähr dreieinhalb Jahre alt war, waren wir anderen so genervt bei jeder Mahlzeit, dass wir kaum noch damit umzugehen wussten.
Ich muss dazu sagen, dass unser Autist einen großen Bruder mit ADHS hat. Du kannst du vielleicht vorstellen, wie der Große gleich an der Decke hing, wenn der Kleine mal wieder alle Zeit der Welt beim Essen hatte und er nicht gleich aufstehen durfte, wenn er fertig war.
Mir war es immer wichtig, wenn wir als Familie am Tisch saßen und aßen, dass wir uns Zeit lassen und auch die Möglichkeit nutzen uns auszutauschen. Doch ich muss zugeben, drei Mal zwei Stunden essen war auch nicht das, was ich mit unter „Zeit lassen“ vorgestellt habe!
Also, was tun???
Mein erster Weg war immer in die Buchhandlung! Ich habe ein Buch gefunden, dass hieß „Jedes Kind kann essen lernen!“ von Dr. med. Hartmut Morgenroth und Annette Kast-Zahn. (Ich habe es dir zu Amazon verlinkt!) Die beiden Autoren haben viele gute Tipps beschrieben und doch war keiner so richtig für uns. Doch dann bin ich über einen Satz „gestolpert“ der lautete:
Kein Kind verhungert vor dem vollen Teller!
Na, das war ja nun spannend. Sie beschrieben weiter, dass man den Druck raus nehmen sollte – na leichter gesagt als getan! Dazu brauchte ich einen Plan!
Mein Plan sah folgendermaßen aus:
Ich erklärte unserem Sohn, dass wir einen neuen Zeitplan für unsere Mahlzeiten einführen wollen. Wir setzen uns, wie immer gemeinsam an den Tisch und beginnen mit dem Essen. Wenn ungefähr die Hälfte der Zeit um sei, werde ich ihm sagen, dass wir bald fertig sein werden mit Essen. Wenn wir anderen drei unser Essen beendet haben, werde ich ihm die Eieruhr auf fünf Minuten stellen. Klingelt der Wecker, so ist das Essen für alle beendet und der Tisch wird abgeräumt. Keiner wird ihm mehr drängen zu essen! Allerdings gibt es keine Zwischenmahlzeiten, wenn die Mahlzeit davor nichts gegessen wurde.
Jetzt wirst du vielleicht sagen, ein dreijähriger hat doch noch gar kein Zeitgefühl. Da gebe ich dir Recht! Das hatte er sicherlich nicht! Doch wie sollte ich ihm nahe bringen, wie das jetzt in Zukunft läuft? So war mein Ansatz und ich habe auf die Wiederholung der Ereignisse gesetzt, die er verinnerlichen sollte.
Das Ergebnis
Das Gespräch fasste er interessiert auf. Natürlich! Es war außerhalb der Mahlzeiten und es gab keinen Anlass, der ihn beunruhigt hätte. Die Bedeutung meiner Worte hat er sicherlich nicht in Gänze verstanden. Das war mir auch nicht wichtig, denn viel wichtiger war die erste Mahlzeit mit der neuen Regel!
Auch mein Mann und mein Großer waren über die neuen Regeln informiert!
Unser Sohn aß vier (!) Tage nichts! Er trank in der Früh eine Tasse Milch und das war es für den ganzen Tag. Natürlich trank er, wann immer er durstig war. Gegessen hat er nichts! Das war in der Tat sehr harte Tage für meinen Mann und mich! Immer wieder musste ich an den Satz denken „kein Kind verhungert vor dem vollen Teller!“. Also hoffentlich auch unseres nicht! Es war eine echte Geduldsprobe! Doch wir bestanden sie!!! Keiner nörgelte an unserem kleinen Autisten hin, dass er doch jetzt essen solle! Wir gaben die Hinweise „Halbzeit“ und „wir sind fertig, du hast noch fünf Minuten“ und räumten ab, wenn der Wecker klingelte. Für unseren Großen war das eine riesige Erleichterung. Auch er profitierte von der neuen Regel, denn er konnte mit dem Wecker klingeln aufstehen und das war für ihn vorhersehbar.
Am fünften Tag aß er mit einer Geschwindigkeit, die wir nie für möglich gehalten haben, sein Frühstück und auch die anderen Mahlzeiten aß er normale Portionen in einer angemessenen Zeit!
Heute glaube ich, er musste erst einmal lernen, wie sich Hunger wirklich anfühlt.
Interessant war, dass er dieses „lange Essen“ im Kindergarten wieder einführte. Vielleicht hinkt meine Theorie mit dem Hunger spüren auch. Ich weiß es nicht!
Ich kann dir nur sagen, diese Regel hat für uns funktioniert! Habe den Mut, wenn es dir ähnlich ergeht, wie es uns ergangen ist, es zu versuchen!
Kein Kind verhungert vor dem vollen Teller!
Übrigens: Frau Kast-Zahn hat auch ein Buch zum Thema schlafen geschrieben, falls das ein Thema für dich sein könnte. Ich kenne es nicht, doch ich kann mir gut vorstellen, dass du auch dort gute Tipps zu dem Thema findest!
Ich wünsche dir viel Erfolg beim ausprobieren! Sei kreativ und geduldig°
Herzlichst, deine