Vor kurzem rief mich eine Klientin an und erzählte mir, dass der Medizinische Dienst sich bei ihr angemeldet hätte. Ihre Kinder haben doch schon einen Pflegegrad, sie hat keine Erhöhung beantragt und trotzdem wollen die nun kommen.
Kein Grund zur Panik!
Natürlich verstehe ich, warum sie aufgelöst war. Sie hat nicht damit gerechnet und konnte sich den Besuch nicht erklären. Doch der Medizinische Dienst hat den Auftrag zu prüfen, ob die Pflegestufe noch gerechtfertigt ist. Es könnte doch eine Verschlechterung eingetreten sein, die eine Erhöhung erforderlich macht. Vielleicht hofft die Pflegekasse auch, dass es sich verbessert hat und sie den Pflegegrad herabsetzen können. Doch das ist nur meine Spekulation.
Ich habe sie beruhigt, dass dieser Termin normal ist und sie sich besser an eine gute Vorbereitung machen sollte. Da sie in dem Moment völlig überfordert war, gingen wir gemeinsam Schritt für Schritt durch und auf diesem Weg möchte ich dich heute mitnehmen.
1. Schritt – Pflegestufenrechner
Als erstes sollte sie sich über den Pflegestufenrechner für jedes Kind Gewissheit verschaffen, wie sie den Pflegegrad einschätzen würde. Als Fokus für die Einschätzung solle sie sich einen schlechten Tag vor Augen halten und danach alle Fragen beantworten. Da beide Kinder bereits im Teenageralter sind, riet ich ihr, dass sich anschließend jedes Kind selbst einschätzen solle, auch mit dem Fokus auf einen schlechten Tag. So hat sie bei Unstimmigkeiten gleich die Möglichkeit, mit dem jeweiligen Kind ins Gespräch zu gehen, warum es das anders sieht als sie.
2. Schritt – Pflegetagebuch und Notizen
Es gibt ein sehr gutes Pflegetagebuch der Firma familiara. Hier findest du, was dein Kind, gerade, wenn sie noch jünger sind, in welchem Alter können sollte. Ich finde, es ist eine gute Grundlage, um sich auf das Gespräch mit dem Medizinischen Dienst vorzubereiten. Denn im Gespräch fallen einem nicht immer alle wichtigen Beispiele ein. Doch wenn du dir vorher die Zeit mit deinem Partner / deiner Partnerin nimmst und anhand dieses Tagebuches einzelne Situationen durchgehst, wirst du dir viele Notizen machen können.
3. Schritt – Unterlagen für den MDK richten
Fertige eine Kopie deiner Notizen für den Medizinischen Dienst an. So kannst du dir sicher sein, dass der oder die Gutachter*in alle relevanten Informationen über dein Kind erhält. Und der oder die Gutachter*in ist dir sicherlich dankbar, wenn er oder sie nicht alles mitschreiben muss und so noch einmal nachlesen kann. Solltest du weitere Unterlagen, wie Arztberichte, Rehaberichte etc. haben, mache auch davon Kopien, die der MDK mitnehmen kann.
4. Schritt – Vorbereitung deines Kindes
Bereite dein Kind auf den Termin vor. Wenn es alt genug ist, dass es sich im Pflegestufenrechner einschätzen kann, hast du sicherlich schon mit ihm oder ihr gesprochen. Falls dein Kind jünger ist, ist jetzt ein guter Zeitpunkt deinem Kind von dem Besuch zu erzählen. Der Medizinische Dienst möchte sich auch einen Eindruck von deinem Kind bekommen. Gib auch deinem Kind den Fokus auf die schlechten Tage mit. So kann es sich orientieren, was der Gutachter wissen möchte. Du kannst immer mit Beispielen ergänzen oder entsprechende Einschränkungen machen.
Ein Beispiel: Wenn dein Kind gefragt wird, ob es laufen kann, wird es das mit ziemlicher Sicherheit bejahen (wenn es laufen kann). Doch es könnte ja sein, dass dein Kind sehr unsicher läuft, häufig stolpert und hinfällt. In dem Fall wäre es nicht sinnvoll ist, wenn das Kind alleine, außerhalb eurer vier Wände, unterwegs ist. Dann solltest du das ergänzen. Sonst wirkt es so, als wäre alles normal, was es in diesem Fall nicht wäre. Damit möchte ich dir sagen, das manche Fragen sehr allgemein gehalten sind. Ja, mein Kind kann laufen, aber… – und hier folgt deine Beschreibung.
5. Schritt – Vorbereitung auf den Termin
Schaffe ein Wohlfühl-Atmosphäre. Du darfst nett und freundlich sein, wie immer. Das ist ein Gespräch von Mensch zu Mensch! Sorge für einen angenehmen Platz, biete ein Getränk an und sage schon zu Beginn, dass du ein paar Notizen vorbereitet hast, die du gerne mitgeben möchtest.
Dein Kind sollte zumindest zu Beginn dabei sein. Doch wenn es einen besonders schlechten Tag hat, dann zwing es nicht, sondern sorge für eine Betreuung. Dein Kind darf so sein wie es ist! Es muss nicht besonders artig sein oder irgendetwas machen, weil man das eben so macht (z.B. die Hand zur Begrüßung geben, obwohl es deinem Kind zuwider ist). Bleib da entspannt! Je deutlicher auch für den medizinischen Dienst sichtbar ist, wie dein Kind sich verhält, desto besser kann er/sie einschätzen, wie viel Hilfe notwendig ist.
Wenn du dich damit wohler fühlst, dann lade eine Freundin zu dem Gespräch ein. Sie kann Notizen machen oder wenn du eine Liste mit Fragen hast, dafür sorgen, dass du auf alles eine Antwort erhältst und nichts vergisst. Spüre in dich hinein, und entscheide, was sich richtig für dich und diese Situation anfühlt.
Jetzt solltest du gut gewappnet sein für einen Besuch des Medizinischen Dienstes. Ich wünsche dir viel Erfolg!
Wenn du noch Fragen hast, melde dich gerne bei mir.
Herzlichst, deine