Autismus und Ferien

Strategien, wie Ferien gelingen können

Im letzen Artikel habe ich ausführlich darüber gesprochen, wie belastend Ferien für autistische Kinder sein können. Vielleicht gehört auch dein Kind dazu?

Heute möchte ich dir ein paar Strategien an die Hand geben, wie eure Ferien vielleicht etwas entspannter für euch alle werden können. Bitte pick dir die Punkte raus, die gut zu dir und deiner Familie passen und vergiss die anderen gleich wieder. Wir sind alle anders und nicht alle Punkte werden dir passend erscheinen. Das darf so sein.

 

7 mögliche Strategien für entspanntere Ferien

 

  1. Schaffen neue Routinen

Über Routinen kann ich ganze Kapitel schreiben, doch lass uns nur auf die Ferien schauen. 

Was braucht dein Kind konkret?

Was kannst du beibehalten? (z.B. Aufsteh- und Schlafenszeiten; Essenszeiten; Rituale..)

Welche neuen Rituale können während der Ferien sinnvoll sein? (z.B. gemeinsames Frühstück und Tagesüberblick…)

Gestalte – gerne mit deinem Kind zusammen – einen Ferientagesplan, mit Bildern, Piktogrammen oder was euch sonst spontan einfällt. Metacom-symbole haben Anregungen und verschiedene Downloads. Wenn du magst, schau dich da gerne mal um, vielleicht findest du was passendes?

  1. Bereite auf die Veränderung vor

Für mich liegt der Schlüssel in der Vorbereitung. Wir sind mit unserem autistischen Sohn durch halb Amerika gefahren. (verlinken) Unsere Therapeutin hat uns abgeraten, doch es war ein fantastischer Urlaub und unser Sohn schwärmt immer noch davon (17 Jahre später!). 

Was haben wir gemacht? Wir haben ganz viele Dinge mit ihm besprochen. Vor der Reise, was wir uns vorstellen (also sowas wie: wir fahren zum Flughafen – da passiert dann… – dann geht es ins Flugzeug und wir fliegen nach England, denn da müssen wir umsteigen – … – ich glaube du hast den Punkt.) Wir haben eine Landkarte ausgebreitet und ihm gezeigt, wo wir lang fahren wollen usw. Und im Urlaub haben wir am Abend den nächsten Tag gemeinsam geplant und morgens wiederholt.

Ich muss allerdings dazu sagen, dass unser Sohn nicht Ortsgebunden ist. Er ist auf uns Eltern fixiert. Vielleicht war das auch der Grund warum eine Rundreise möglich war. Wenn das bei deinem Kind anders ist – und die Möglichkeit besteht natürlich – dann ist eine Rundreise vielleicht keine so gute Idee.

Doch besprechen hilft immer! Je früher, desto besser. Je nach Reise-/Ausflugsziel können Bilder, Videos oder Bücher helfen, den neuen Ort „greifbar“ zu machen.

Manchen Kindern hilft ein Countdown-Kalender (sowas wie ein Adventskalender, nur mit einer anderen Anzahl und einem anderen Event).

  1. Packe sensorische Hilfen ein

Vielen autistischen Kindern hilft es, wenn sie Noise-Cancelling-Kopfhörer, Sonnenbrille, Knautschball, Lieblingsdecke oder andere „Comfort-Items“ mitnehmen können. 

Der Sohn einer Klientin geht zum Beispiel nie ohne seine Haie aus dem Haus. Vielleicht kennst du die großen Stofftiere von Ikea? Im Regelfall hat zwei davon dabei. Mittlerweile ist er 16 Jahre alt, doch das ändert nichts daran, dass die Haie mitmüssen.

Egal wo es hingeht, überlege schon im Vorfeld wo geeignete Rückzugsorte sein können und was dein Kind benötigt, um dort auch wirklich zur Ruhe kommen zu können. Das kann das Hotelzimmer, ein Park oder auch euer Auto sein. Sei kreativ und besprich es mit deinem Kind.

  1. Gestalte eure Reise stressarm

Die Herbstferien oder auch die Osterferien eignen sich besser für eine Reise mit einem Autisten / einer Autistin, als die Sommerferien. Denn in der Nebensaison ist es deutlich ruhiger. 

Mache lieber kurze und gut strukturierte Ausflüge, als ein ganztägiges Marathon-Programm.

Und egal was du plant, plane auf jeden Fall großzügig Pausen ein und bleibe flexibel.

  1. Überprüfe deine Erwartungen

Du darfst dich von der Vorstellung der „perfekten Ferien“ lösen. Perfekt ist, was euch gut tut. Es ist egal, wie andere Familien ihre Ferien gestalten. Du darfst aussteigen aus dem Karussell von höher, schneller, weiter.

Auch hier gilt wieder: Jeder Mensch ist anders! Du bist anders als ich und unsere Kinder sind auch unterschiedlich. Und somit können und dürfen unsere Ferien ganz unterschiedlich gestaltet sein.

Also: Was passt zu dir, deinem Partner und deinem Kind oder deinen Kindern?

Priorisiere lieber wenige und passende Aktivitäten, statt ein volles Programm und dein Kind ist völlig fertig (und du auch). 

Und feiere Erfolge! Auch ein kleiner, gelungener Ausflug ist toll! Darauf könnt ihr aufbauen. Ein Schritt nach dem anderen.

  1. Suche dir Unterstützung

Manche Vereine oder Selbsthilfegruppen bieten inklusive Ferienangebote an. Schau auch gerne mal beim Auismus-Verband rein.https://www.autismus.de/service-und-materialien/urlaub-und-freizeit.html

Nutze die Netzwerke mit anderen Eltern, um Tipps und ggf. Betreuung zu teilen. 

  1. Gönne dir Pausen

Und zu guter Letzt möchte ich dich einladen, die auch immer wieder eine Pause zu gönnen. Es ist auch deine freie Zeit. Gerade, wenn du berufstätig bist, brauchst du deinen Urlaub zum auftanken genauso, wie dein Kind die Zeit ohne Schule braucht. 

Triff Absprachen mit deinem Partner:in, den Großeltern oder Freunden, damit auch du dich etwas erholen kannst. Wie auch immer das für dich konkret aussieht, genieße die freie Zeit, tanke auf, damit du die Energie wieder hast, die dein besonderes Kind braucht.

Das ist und keine faule Zeit.

Ferien müssen nicht perfekt, sondern passend sein. Mit Struktur, Vorbereitung und kleinen Entlastungsinseln können sie deutlich entspannter sein.

Hier noch eine Ferien- Checkliste, die alles zusammenfasst. Viel Spaß damit!

Vielleicht magst du uns seine Ferien-Tipps da lassen? So können wir alle profitieren.

Herzlichst, deine

 

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