Wie alles begann…

Dass mein jüngerer Sohn anders ist, als der Große war schon im Kreissaal klar. Geschwister sind nie gleich. Doch er spiele nicht, sondern beschäftigte sich „nur“ mit Kinderbüchern.

 

 

Ich wusste nicht genau, was es war – aber ich spürte: Irgendwas ist anders.

Dieser Moment war nicht laut. Kein Schock. Kein Knall.

Nur ein stilles Gefühl als Mutter.

 

In der Kita spiele er auch nicht, sondern saß lieber an einem Tisch und beobachtete die andern. Und in der Grundschule schien er nur körperlich anwesend zu sein. Wobei seine Noten was anderes sagten. Lautstärke ging gar nicht – egal ob auf einem Kindergeburtstag, der Kita oder dem Schulhof.

 

Ich beobachtete, wie mein Kind reagierte. Oder eben nicht reagierte.

Wie es sich zurückzog. Wie es überfordert war – scheinbar grundlos.

 

Ich fühlte mich zwischen Intuition und Unsicherheit.

Ich wollte helfen. Aber womit? Und wie?

Mit fünf Jahren bekam er die ADS-Diagnose. Unser Großer hat ADHS und so war es für die Ärzte schnell klar, dann kann der Kleine nur ADS haben, denn hibbelig war er so gar nicht. Gut, das glaubt man als Mutter ja erst einmal. Ein paar Jahre später las ich einen Artikel, da gab es eine Gegenüberstellung von ADS und Asperger Autismus. Nach meinem Verständnis passte Asperger viel besser als ADS, aber – wie sagten mir die Ärzte so gerne – was weiß ich schon.

Als mein Sohn dann in die fünfte Klasse kam, bat mir die Lehrerin zu einem Gespräch. Sie erzählte mir von ihren Weiterbildungen zum Thema AD(H)S im Unterricht und den anderen vier Schülern, die ebenfalls eine AD(H)S-Diagnose hätten. Bei diesen vieren funktionierte ihr Strategie, die sie sich bei den Weiterbildungen angeeignet hatte. Bei meinem Kind war das eher ein Glücksfall. Deshalb bat sie mich, meinen Sohn noch einmal in der Uniklinik vorzustellen. Das tat ich, gerade weil mir der Artikel noch so präsent war. Die Diagnose bestätigte sich und ich ging frustriert zu unserer Lehrkraft, um ihr davon zu berichten. Als ich eine Woche nach dem Gespräch mit ihr zum Abschlussgespräch in die Klinik kam, bat mich der Professor mein Kind doch auf Autismus testen zu dürfen. Ich war wirklich überrascht! Was hatte seine Meinung geändert? Daraufhin erzählte er mir von einem Telefonat mit unserer Lehrerin, dass für ihn völlig neue Erkenntnisse gebracht hätte.

 

Ich kürze das hier für dich ab: Ein paar Wochen später hatten wir die Diagnose Asperger Autismus. Ich weiß noch wie ich bei der Ärztin saß und sie fragte, „Und, wie geht es jetzt weiter?“ Darauf hatte sie leider keine Ahnung, aber Taschentücher konnte sie mir anbieten. Die wollte ich nicht. Ich bin nicht der Typ, den so schnell was aus der Bahn wirfst. Ich bin der Typ, der einen Plan braucht, denn er abarbeiten kann. Leider gabs den so schnell nicht und ich musste mir alles Schritt für Schritt zusammensuchen. 

 

Heute begleite ich Eltern, die genau in diesem Moment stehen.

In der ersten Ahnung.

Im Gefühlschaos.

Im Wunsch, endlich Klarheit zu bekommen – ohne gleich in einen Strudel zu geraten.

Du bist nicht allein.

Genau aus dieser Erfahrung heraus ist mein Buch „Mein Kind ist autistisch“ entstanden.

Ein Mutmacher. Eine erste Orientierung. Und ein liebevoller Begleiter – für genau diesen ersten Schritt.

Kennst du diesen Moment? Oder steckst du vielleicht gerade mittendrin?

Melde dich gerne, wenn du konkrete Hilfe brauchst.

Ich freue mich, wenn du deine Gedanken teilst.

 

Herzlichst, deine

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